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Personennamenkomposita als evaluative Ausdrücke im deutschen Sprachgebrauch


Core Concepts
Personennamenkomposita wie "Willkommens-Merkel" oder "Tore-Klose" tragen eine evaluative Bedeutung, die sich in einer positiveren oder negativeren Wahrnehmung im Vergleich zum jeweiligen vollen Personennamen widerspiegelt.
Abstract
Die Studie untersucht das bisher wenig erforschte Phänomen der Personennamenkomposita (PNK) im Deutschen, wie z.B. "Willkommens-Merkel" oder "Tore-Klose". PNK sind in Nachrichten, sozialen Medien und politischen Diskursen weit verbreitet und werden als evaluativ angenommen, d.h. sie werden im Vergleich zum vollen Personennamen als positiver oder negativer wahrgenommen. Die Autoren modellieren 321 PNK und ihre entsprechenden vollen Namen auf Diskursebene und zeigen, dass PNK einen evaluativen Charakter aufweisen, der durch verschiedene computergestützte Methoden erfasst werden kann. Insbesondere untersuchen sie mithilfe von Valenzinformationen, ob ein PNK positiver oder negativer evaluativ ist als der Personenname. Dafür wenden sie zwei Ansätze an: (i) die Verwendung von Valenznormen und (ii) den Einsatz von vortrainierten Sprachmodellen (PLMs) für Sentimentanalyse. Die Autoren erweitern ihre Daten um personen-, domänen- und außersprachliche Informationen und führen eine Reihe von Regressionsanalysen durch. Diese zeigen, dass Faktoren wie Kompositum- und Modifikatorbedeutung, Domäne und Parteizugehörigkeit beeinflussen, wie ein PNK bewertet wird. Die Ergebnisse zeigen, dass PNK sowohl positiv als auch negativ evaluativ im Vergleich zu ihren vollen Namen sind, wobei die Tendenz zu einer negativen Bewertung überwiegt. Es werden domänenspezifische Unterschiede deutlich, wobei Personen aus der Politik negativer bewertet werden als Sportler. Die Modellierung der Modifikatoren zeigt, dass deren Valenz extremer ist als die Valenz des gesamten Kompositums, mit einer Tendenz zu niedrigeren Werten. Der Vergleich der Ansätze zeigt, dass die Verwendung von PLMs bis zu 37% mehr negativ bewertete PNK ergibt als die Verwendung von Valenznormen.
Stats
"Willkommens-Merkel" ist mit einer Valenz von 4,42 deutlich negativer bewertet als der volle Name Angela Merkel. Der Modifikator "Willkommen" hat eine sehr hohe Valenz von 7,9, was auf einen ironischen Gebrauch hindeutet. "Enteignungs-Kühnert" hat einen sehr niedrigen Modifikatorwert von 1,51, während der PNK-Wert bei 4,9 liegt.
Quotes
"PNCs are hypothesized to exhibit an evaluative function that is reflected in a more positive or negative perception as compared to the respective personal full name." "We find domain-specific differences with public figures from the domain politics bearing a more negative meaning, while the opposite is true for PNCs from the domain sports and show business."

Key Insights Distilled From

by Anne... at arxiv.org 04-08-2024

https://arxiv.org/pdf/2404.04031.pdf
Willkommens-Merkel, Chaos-Johnson, and Tore-Klose

Deeper Inquiries

Wie lassen sich die Erkenntnisse zu evaluativen Personennamenkomposita auf andere Sprachen übertragen?

Die Erkenntnisse zu evaluativen Personennamenkomposita können auf andere Sprachen übertragen werden, indem ähnliche linguistische und semantische Analysen durchgeführt werden. Zunächst ist es wichtig, valenzbasierte Ansätze zu nutzen, um die evaluative Natur von Personennamenkomposita in anderen Sprachen zu erfassen. Dies könnte durch die Entwicklung von Valenznormen für die jeweilige Sprache erfolgen, um die angenehme oder unangenehme Natur eines Stimulus zu bestimmen. Darüber hinaus können auch PLMs (pretrained language models) verwendet werden, um Sentiment-Analysen durchzuführen und so die evaluative Funktion von Personennamenkomposita in anderen Sprachen zu untersuchen. Durch die Anpassung dieser Methoden an die spezifischen sprachlichen und kulturellen Eigenschaften anderer Sprachen können die Erkenntnisse zu evaluativen Personennamenkomposita erfolgreich übertragen werden.

Welche Rolle spielen soziale Medien im Vergleich zu professionell erstellten Nachrichtentexten bei der Verwendung und Funktion von Personennamenkomposita?

Soziale Medien und professionell erstellte Nachrichtentexte spielen unterschiedliche, aber dennoch wichtige Rollen bei der Verwendung und Funktion von Personennamenkomposita. In sozialen Medien werden Personennamenkomposita häufig informell und kreativ verwendet, um Personen zu charakterisieren oder bestimmte Aspekte ihrer Persönlichkeit oder Handlungen hervorzuheben. Diese informelle Verwendung kann zu einer verstärkten emotionalen Bewertung führen und die öffentliche Wahrnehmung der betreffenden Person beeinflussen. Auf der anderen Seite werden in professionell erstellten Nachrichtentexten Personennamenkomposita möglicherweise differenzierter und gezielter eingesetzt, um bestimmte Aspekte oder Ereignisse im Zusammenhang mit der genannten Person zu betonen. Diese Verwendung in Nachrichtentexten kann dazu beitragen, die Leser gezielt zu informieren und eine bestimmte Perspektive oder Bewertung zu vermitteln.

Inwiefern können die Erkenntnisse zu Personennamenkomposita Rückschlüsse auf den Zusammenhang zwischen Sprache, Kognition und Emotion liefern?

Die Erkenntnisse zu Personennamenkomposita können wichtige Einblicke in den Zusammenhang zwischen Sprache, Kognition und Emotion liefern, da sie zeigen, wie Sprache verwendet wird, um kognitive Prozesse und emotionale Bewertungen auszudrücken. Durch die Analyse von Personennamenkomposita können wir verstehen, wie Sprache genutzt wird, um Personen zu charakterisieren, Ereignisse zu beschreiben und Emotionen zu vermitteln. Dies ermöglicht es uns, die kognitiven Mechanismen hinter der Bildung und Interpretation von Mehrwortausdrücken zu untersuchen und zu verstehen, wie diese Ausdrücke die emotionale Bewertung von Personen und Ereignissen beeinflussen können. Auf diese Weise tragen die Erkenntnisse zu Personennamenkomposita dazu bei, das komplexe Zusammenspiel von Sprache, Kognition und Emotion zu erforschen und zu verstehen.
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